Lebendigkeit!
Ist bin fasziniert davon, lebendig zu sein! Wahrnehmen zu können! Fühlen zu können! Denken zu können! Mich bewegen, handeln, Kontakt aufnehmen und in Verbindung sein zu können!
Wenn ich aufmerksam bin, sind es die scheinbar selbstverständlichsten Phänomene, die unglaublich spannend sind! Was ist das Bewusstsein, das ich bin, in dem alles auftaucht, was ich erfahre und wie entsteht es? Gibt es etwas außerhalb dieses Bewusstseins, wenn doch alles, was ich wahrnehmen kann, innerhalb meines Bewusstseins ist, und niemand etwas außerhalb seines Bewusstseins wahrnehmen kann?
Mich bewegt, wie wir alleine und gemeinsam unser Leben und unsere Welt erschaffen und gestalten! Wie wir alle auf der Suche sind, uns im Grunde einfach wohl fühlen wollen – und wieviel Freude und Leid dabei entstehen!
Ich bin bewegt und berührt davon, wie wir es uns persönlich und gemeinschaftlich oft so schwer machen, wir so kämpfen mit unseren Gedanken, Gefühlen, Bedürfnissen – mit uns selbst, miteinander, unserer Mitwelt!
Schmerz ist sinnvoll und ein natürlicher Teil des Lebens – Leid entsteht aus Unbewusstheit und wäre oft vermeidbar, wenn wir uns bewusster unserer Innenwelt zuwenden würden und unserer Außenwelt im Hier und Jetzt begegneten.
Ich befinde mich seit 2004 auf einem Weg, auf dem es mir darum geht, wie wir mit uns selbst und einander in Frieden, lebendig, gesund und erfüllt leben können! Er besteht für mich im Erforschen, Lernen, Leben und Weitergeben, wie das möglich sein könnte.
Obwohl ich als Jugendlicher und junger Erwachsener von außen meist eher als gut gelaunt wahrgenommen wurde, ging es mir unter der Oberfläche oft nicht besonders gut. Ich erlebte oft sehr intensive Gefühle von Traurigkeit, Wut, Einsamkeit und Verzweiflung, war aber nicht bewusst mit meinen Gefühlen in Kontakt, sondern überwiegend in „Gefühlsgedanken“ gefangen. Mich verletzlich zu zeigen oder über Gefühle zu reden war mir kaum möglich und auch nicht wirklich bekannt. Zwar war mir schon immer Gerechtigkeit wichtig, ich setzte mich für andere ein und es fiel mir leicht, oberflächliche Kontakte zu knüpfen, tiefere Beziehungen waren mir aber kaum möglich, weil ich mich unbewusst nicht liebenswert empfand und dadurch so unsicher war, dass ich mir zugeneigte Signale von Menschen nur selten Glauben schenken konnte und zeitweise meinem Gegenüber nicht einmal in die Augen blicken konnte oder dachte, ausgelacht zu werden, wenn mich jemand anlächelte. Ich litt seit meinem zweiten Lebensjahr unter einer schweren Hauterkrankung, fühlte mich lange sehr einsam und fand nicht viel Sinn und Lebendigkeit in meinem Leben, erlebte mich fremdbestimmt, fand Trost und Lebendigkeit oft am Leichtesten bei einer Reise durch analoge oder digitale fiktionale Welten.

2003 begann ich, mich bewusster damit auseinander zu setzen, was mir in meinem Leben wirklich wichtig ist, wer ich bin, was ich kann und brauche und in was für einer Welt ich lebe und leben will – worin ich selbst Sinn sehe.
Ich beschäftigte mich mit Menschenrechten, Tierrechten und damit, wie wir Menschen mit uns selbst, miteinander und unserer Mitwelt umgehen. Das führte dazu, dass ich beschloss, vegan zu leben. Ich beschäftigte mich mit den Ursachen von Gewalt und Ungerechtigkeit. Ich setzte mich damit auseinander, was es bedeutet zu lieben und begann, meine innere Haltung danach auszurichten und meiner Mitwelt und mir selbst gegenüber bewusst liebevollere Gedanken zu wählen.
Ich machte dadurch meine erste, über einige Wochen anhaltende, tiefe, heilende und erfüllende spirituelle Erfahrung. Mein Erleben verwandelte sich nach jahrelanger empfundener Sinnlosigkeit, auf eine zuvor nicht vorstellbare Weise ins Positive – nur indem ich meine innere Haltung veränderte! Ich erfuhr tiefe, bedingungslose Liebe und Verbundenheit, Lebendigkeit und Lebensfreude. Gleichzeitig wurde fehlende Selbstliebe für mich zu einer Hauptursache für fehlende Liebe, Ungerechtigkeit und Gewalt in unserer Welt.
Ich wollte unbedingt weiter und tiefer erforschen, wie wir unser Leben und unsere Welt verwandeln können, indem wir lernen zu lieben, uns selbst eingeschlossen!
2007 kam ich mit Achtsamkeit und Gewaltfreier Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg in Kontakt, machte seitdem mehrere Ausbildungen dazu. Noch im selben Jahr begann ich, meine Erfahrungen und Erkenntnisse in Vorträgen und Kursen weiter zu geben, später auch Mediationen (Konfliktlösungen) und Lebensberatung anzubieten. Ich habe von vielen anderen LehrerInnen, Mitmenschen und dem Leben gelernt. Über Jahre habe ich in Meditationen mein Bewusstsein erforscht. Nach einer Krebserkrankung mit zwei großen Operationen und Chemotherapie arbeitete ich über Monate hinweg besonders bewusst und ausdauernd daran, mit alten, noch nicht gefühlten schmerzvollen Gefühlen in mir in Kontakt zu kommen, sie zu verarbeiten und annehmend ganz zu fühlen, unstimmige Überzeugungen und Glaubenssätze in mir zu finden und zu transformieren, meine wirklichen Bedürfnisse zu erkennen und Wege zu finden, sie zu erfüllen. Dadurch habe ich gelernt, auch mit intensiven, schmerzhaften Gefühlen annehmend und bewusst in Kontakt zu sein, für sie in meinem Körper einen sicheren Raum zu halten und sie anehmend zu fühlen, zu erkennen, dass ich denke und diese Gedanken nicht die Wirklichkeit sind, Beobachtungen von Deutungen, Bewertungen und Urteilen zu unterscheiden, und sie stimmiger und in Einklang mit meinen Werten zu nutzen, in Verbindung mit den wirklichen Bedürfnissen hinter meinen Vorlieben und Abneigungen zu sein und mit mir selbst und meiner Mitwelt in liebevollerem, einfühlsamerem und lebendigerem Kontakt zu sein.
Bei meiner Bewusstseins- und Friedensforschung war mir von Beginn an wichtig, sowohl in der Weite als auch in der Tiefe das Wesentliche in allem zu finden, die Ursachen zu verstehen, wenn nötig zu verändern, und mich nicht an der Oberfläche mit Symptomen zufrieden zu geben. Orientiert habe ich mich in Momenten des Zweifels an der Frage: Was würde die Liebe tun?
Ich konnte auf diesem Weg vielen Herausforderungen bewusst und heilsam begegnen: vielen, immer wiederkehrenden schmerzvollen Gefühlen und Gedanken, Depression und Suizidgedanken, Einsamkeit und empfundener Sinnlosigkeit, einer schweren Krebserkrankung mit OPs und Chemotherapie, einer schweren Hauterkrankung, die mich seit meinem zweiten Lebensjahr begleitet hat, 2016 bis 2018 mein Leben nach jahrelanger stetiger Verbesserung noch einmal fast vollständig eingenommen hat und die ich seit 2019 in einem heilen Zustand halten kann. Auf meinen Körper hörend und aus gesundheitlichen Gründen, ernährte ich mich von 2014 bis 2017 überwiegend rohköstlich.
In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit überwiegend neueren Therapieformen, die Arbeit mit Gefühlen und Achtsamkeit integriert haben, sowie Traumatherapie beschäftigt und dabei viele Gemeinsamkeiten und viele bereichernde Impulse gefunden und in meine Arbeit integriert.

2015 bin ich erwacht. Was das genau bedeutet, lässt sich nicht so leicht in Worte fassen. Im Grunde ist es ein Perspektivwechsel, der aus klarem Beobachten entsteht – und den ich ähnlich wie das Erwachen aus einem Traum erlebt habe, weswegen ich die Bezeichnung dafür ganz passend finde. Ich identifiziere mich nicht mehr mit meinen Vorstellungen und Gefühlen, sondern erlebe mich als Bewusstsein, in dem alles auftaucht, was ich erfahre.
Diese erlebte Unterscheidung zwischen meinem Selbst und den Bewusstseinsinhalten, die in mir auftauchen, hilft mir dabei, Gedanken und Gefühle als solche erkennen und annehmen zu können und bewusst mit ihnen in Kontakt zu sein. Klarer zu beobachten als zu urteilen und zu bewerten und meine Gedanken stimmiger zu nutzen. Es hilft mir, angenehme Gefühle leichter und feiner wahrzunehmen und zu genießen und unangenehme und schmerzvolle Gefühle da sein zu lassen, anzunehmen, ganz zu fühlen. Es hilft mir, mich selbst, das Leben und meine Mitwelt anzunehmen, wie es ist, auch wenn es nicht meinen Wünschen und Vorstellungen (beispielsweise vom Erwachen!) entspricht und aus dieser Annahme heraus bewusst zu sein und zu handeln. Es hilft mir, auch meine Mitwelt als dieses Bewusstsein zu erkennen und Verbundenheit, Verständnis, Mitgefühl und Liebe für sie zu empfinden. Es fällt mir leichter, gegenwärtig und dankbar zu sein und Frieden, Sicherheit, Lebendigkeit, Freude und Liebe zu erfahren.
Erwachen bedeutet nicht, keinen Herausforderungen mehr zu begegnen, keine unangenehmen Gefühle mehr zu erfahren, keine Fehler mehr zu machen oder erleuchtet zu sein. Es bedeutet vielleicht vor allem aus einer Erfahrung von innerem Frieden, Sicherheit, Lebendigkeit und Fülle heraus, den Fluss und die ständige Veränderung des Lebens anzunehmen und mehr in und aus der gegenwärtigen Wirklichkeit zu leben, als in Vorstellungen und Bildern aus der Vergangenheit. Es bedeutet Leichtigkeit, weil ich nicht mehr bestimmten Bildern entsprechen muss, an die ich meine Sicherheit und mein Glück gebunden habe. Das Leben und die Welt entsprechen nicht immer meinen Vorstellungen und Wünschen – und das kann schmerzvoll sein! Diesen Schmerz annehmen und mit ihm mitfühlend in Kontakt sein zu können ohne daraus Leid entstehen zu lassen, offen und verletzlich zu sein, weiter und tiefer zu vertrauen, zu heilen und zu lieben, scheint mir eine wertvolle Kunst zu sein! In dieser Kunst übe ich mich weiterhin – der Weg ist nicht zu Ende! Und dabei öffnet sich der Raum für Lebendigkeit, Leichtigkeit und Lebensfreude!
Ich freue mich, wenn wir uns auf diesem Weg begegnen und ihn vielleicht ein Stück miteinander gehen!
Liebe und Dankbarkeit!
Martin